Für Einige ist der 1. Januar nichts Besonderes. Vielleicht so etwas wie der Zeiger auf dem Zifferblatt einer Uhr, der einfach weiter läuft- tick-tack-ticktack- sich im Kreise dreht, sich dreht und dreht, genau wie jene, die sich dem Schicksal fügend darauf warten, bis das Klicken der Uhr plötzlich aufhört, weil die Uhr kaputt ist oder die Batterie zu Ende geht. Das Ende der Fahnenstange scheint erreicht, und manche nehmen es hin.
Für andere ist der erste Tag des neuen Jahres wie ein Neubeginn. Man fängt bei null an und alle Wege stehen einem offen. Man kann alles erreichen, sich neu verlieben, einen Hund kaufen, ein Haus bauen, sich voller Tatendrang nach oben arbeiten und vielleicht sogar im Lotto gewinnen und Millionär werden. Wieder andere reißen am Neujahrsmorgen ein Fenster auf, lassen die kalte Januarluft hereinströmen, atmen tief durch und schauen mit glänzenden Augen in die winterliche Landschaft und genießen den Augenblick. Sie hoffen auf ein gutes Jahr und sind voller Zuversicht.
Wenn man wie ich – und wahrscheinlich wie viele andere schon vor mir – zu der Erkenntnis gekommen ist, dass ein Jahr mit zunehmendem Alter immer schneller vergeht und sich vielleicht daran erinnert, dass das damals schon der Großvater mit einer gewissen Ratlosigkeit im Gesicht erzählt hat, dann wird man an diesem Neujahrsmorgen ganz plötzlich wach. Irgendwie nüchtern und trotz des schmerzenden Schädels auf Grund der vergangenen feuchtfröhlichen Silvesternacht, gehen im Geiste auf einmal alle Lichter an. Habe ich vieles falsch und zu wenig richtig gemacht? Habe ich zu viel Zeit vergeudet und wie viel bleibt mir eigentlich noch davon…? Nach ein paar endlosen Grübelmomenten, gespickt mit Zweifeln und Mutlosigkeit, dann mit aufkommendem Mut und einer gewissen Trotzigkeit – wobei man kaum bemerkt, dass das Gesicht urplötzlich einen entschlossenen Ausdruck bekommt, wie John Wayne oder Gary Cooper, kurz bevor sie beim finalen Duell den Colt ziehen – hört man sich sagen: „…das kann doch nicht alles gewesen sein.
Es gibt noch so Vieles zu tun und ich habe noch längst nicht alles erledigt. Ich habe noch Tausend Träume und unendlich viele Aufgaben!“ Man bemerkt nicht, wie man sich verwegen die Ärmel nach oben schiebt und mit schwellender Brust das Fenster öffnet. Ganz links sieht man einen steilen schneebedeckten Berg vor sich und denkt, …da will ich noch hoch! Und ganz rechts am Fenster ist eine steile Abfahrt und die wird mich auch nicht umhauen.
Jetzt schaut man nach vor‘n und mit einer plötzlich aufkommenden Entschlossenheit hört man sich sagen: „Komm her, du neues Jahr. Ich heiße dich willkommen und wir werden gemeinsam noch viel Spaß haben!“
In diesem Sinne, liebe Leser, wünsche ich Euch allen ein aufregendes, gesundes frohes neues Jahr!
Euer Giovanni