Die abendliche Stadt schien fast menschenleer, und im Dämmerlicht der Laternen spielte von irgendwo her ein helles Glockenspiel eine leise Melodie. Neugierig suchten meine Blicke nach der seltsamen Klangquelle, als um die Ecke ein Mann erschien und einen Kinderwagen vor sich her schob. Der junge Vater murmelte etwas in Richtung Fruchtschupse (…laut Google anderes Wort für Kinderwagen!), und mit Hilfe einer Spieluhr versuchte er, sein Kind in einen seligen Abendschlaf zu bringen. „Um diese Zeit?“, dachte ich noch verwundert und machte mich weiter auf den Heimweg. Meine Gedanken schwelgten dabei unmerklich in die frühe Zeit der eigenen Kinder. Ich hörte die Stimme meiner Frau, die beim zu Bett bringen unseres Nachwuchses schöne Schlaflieder mit sanfter Stimme vortrug. So manches Märchen wurde vorgelesen, bis endlich die kleinen Augen zufielen und die Kinder friedlich in süßen Träumen dahin schlummerten. Mir kamen die Bilder wieder vor Augen, als das Baby vorsichtig gebadet wurde und die kleinen Beinchen vergnügt im Wasser strampelten. Später dann, als sie schon selbstständig essen konnten und zum Frühstück Cornflakes und Haferflocken vorgesetzt bekamen und natürlich die beliebten Nutella-Häppchen. Was für eine wunderschöne Zeit, in der wir den Kleinen das unvergleichliche Gefühl der Geborgenheit, der Liebe und totalen Angstlosigkeit vermittelten. Sie wurden jeden Monat schlauer und auch witziger und so erhielt man auf Fragen bisweilen lustige Antworten. Ein paar Beispiele: Was ist Deine Lieblingsfarbe… „Regenbogen!“ Was ist Dein Lieblingstier… „Einhorn!“, …oder was hörst du am liebsten? Antwort: „Was Mama sagt!“ Später gaben die Kleinen uns auch überraschende Erkenntnisse zum Besten. Meine Mama hat ein Baby im Bauch, aber ich weiß nicht, wie sie das runtergeschluckt hat./ Ein Pfirsich ist ein Apfel mit Teppich drauf./ Ich brauch kein Hustensaft, ich kann auch ohne Husten./ Was werden eigentlich die Männer im Himmel, wenn die Frauen alle Engel sind? / Wenn meine Oma Zahnschmerzen hat, legt sie ihre Zähne einfach ins Glas./ Mein Opa ist am Kopf barfuß… Später mussten wir Erwachsenen lernen, dass Kinder auch, wenn sie völlig im Spiel vertieft schienen, alles Gesprochene mitbekamen. Das konnte schon mal peinlich werden. So sprach ich zu meiner Frau über einen Bekannten, „…der Typ ist ein Alkoholiker“. Unser Kind erzählte es ihrer Freundin, die ausgerechnet die Tochter dieses Herrn war. Sehr unangenehm… Als wir Väter jung waren, haben wir viele schöne Momente des Aufwachsens unserer Kleinen verpasst. Wir Männer waren mit unseren Karrieren beschäftigt und irrsinnig schnell vergingen die Jahre. Das soll sich erst ändern, wenn wir dann Großväter sind. Man erhält eine zweite Chance. Da bin ich mal gespannt.