Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, dieser berühmte Satz vom damaligen Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft Sepp Herberger, hat auch für uns Musiker immer noch seine Gültigkeit. Gehen die Gäste nach einer Veranstaltung zufrieden und beschwingt nach Hause, weil sie einen tollen Abend mit viel Tanz und Stimmung erlebt haben, fühlen wir Musikanten uns als Sieger.
Man behält eine gelungene Feier immer in guter Erinnerung und so wird die tolle Kapelle zum nächsten Anlass wieder gebucht. Ein neuer Tag und eine neue Feier bedeuten für uns, dass wir wieder bei Null anfangen. So war es auch am letzten Wochenende. Wir spielten auf einem Dorf-Erntefest im Zelt bis drei Uhr früh, dann wurde die Musikanlage abgebaut und nach der Heimfahrt war man gegen fünf Uhr dreißig endlich im Bett. Drei Stunden später war die Nacht schon wieder zu Ende. Ein kurzes Duschen war angesagt und ein kleiner Schluck Kaffee, der wie immer viel zu heiß zum Trinken war. Schon ging es zur nächsten Veranstaltung: „Steinhuder Meer in Flammen!”
Gegen 11 Uhr mussten wir zum Abschluss dieses festlichen Wochenendes die schon wartenden Gäste mit unserer Stimmung zum Fröhlichsein und Getränkeverzehr animieren. Mein leerer Magen knurrte so laut, dass es fast übers Mikrofon über den ganzen Platz zu hören war. Auch meine Stimme wollte noch nicht so recht funktionieren, als ich mit aufgesetzter Leidenschaft einen Udo Jürgens-Song zum Besten gab. Mein müder Körper wollte mir einen gequälten Gesichtsausdruck aufzwingen, doch ich erlaubte es ihm nicht. So ging ich mit geschauspielertem, fröhlichem Grinsen durch die Reihen und forderte die Gäste zum Mitsingen auf. Ich landete während meines Gesangsvortrags wie zufällig an der Theke. Als ich gerade den letzten Vers vom Griechischen Wein schmetterte, rief ich schnell und unauffällig Richtung Zapfhahn: “Herr Ober, bitte ein Bier!” So ging es weiter und weiter und nach einer guten Stunde fühlte ich mich schon wieder in Bestform.
Unsere Band freute sich ungemein, als wir unter dem immer zahlreicher werdenden Publikum viele Freunde und Bekannte aus unserer Region erkannten. Die einen oder anderen versorgten uns zwischendurch großzügig mit Getränken (…auch Kaffee) und leckeren Fischbrötchen. Auch ein Rintelner Gastwirt, bei dem meine Skatbrüder immer dienstags einkehren, wurde leidenschaftlich begrüßt. So erklang gegen siebzehn Uhr dreißig unser letztes Lied und wir waren recht stolz auf uns, sodass wir zumindest gefühlt wieder als Sieger vom Platz gingen. Aber, wie sagte doch der Herberger, nach dem Spiel ist vor dem Spiel …