Interview mit Graciella von der RIO-Band: „Die Band – das Singen, das war mein 1. Leben“

Die RIO Band war viele Jahre lang ein fester und super beliebter Bestandteil des kulturellen Lebens in Rinteln. Noch immer denken die Fans gerne an die tollen Zeiten mit ihr zurück. Wir haben uns schon öfters gefragt, wie es Graciella, Sören, Stephan und Bandleader Giovanni jetzt wohl geht?

Also haben wir nachgefragt. Als erstes bei Sängerin Graciella. Rund 25 Jahre lang war sie als Sängerin mit der RIO Band ständig unterwegs. Zu unzähligen Auftritten deutschlandweit, aber auch eine Zeit lang auf Ibiza und sogar 2-mal auf einem Oktoberfest in China.

Wie war es, mit dem eigenen Vater über so eine lange Zeit auf der Bühne zu stehen?

Mit Papa (Giovanni) auf der Bühne zu stehen, ist nicht nur rückblickend ein großes Geschenk gewesen. Wir haben so viel miteinander erlebt… da könnte man Bücher drüberschreiben. Man kann wirklich behaupten: Wir beide kennen uns in und auswendig. Mein Vater ist mein bester Freund.

Und wie war das Verhältnis zu den beiden Gitarristen?

Mit Stephan und später Sören an unserer Seite hatten wir wirklich das große Glück! Wir konnten uns immer aufeinander verlassen und haben so manche Schlacht miteinander geschlagen. In einer Band hat man nicht einfach nur Kollegen, da ist man eine Familie, eine Einheit. Man versteht sich buchstäblich blind. Du brauchst den einen nur anzuschauen und weißt, was er denkt, was los ist. Mit beiden Jungs verbindet mich bis heute eine tiefe Freundschaft und Sören ist sogar mein Trauzeuge.

Hier werdet ihr vermisst! Woran denkst Du besonders gerne zurück, wenn Du an Rinteln denkst?

Rinteln spielte in der RIO Band-Geschichte immer eine große Rolle – hier waren wir sehr oft und gerne, hier wurden wir jedes Mal mit offenen Armen aufgenommen. Der Adventszauber war immer ein Highlight, die Oktoberfeste oder der Karneval im Brückentorsaal waren ein fester Bestandteil und was ganz Besonderes. Hier haben wir auch abseits der Bühne viele Freundschaften geschlossen, die bis heute andauern.

Wie hat sich Dein Leben ohne die RIO Band entwickelt?

In 2017 haben mein Mann und ich geheiratet und beschlossen so langsam etwas „ruhiger zu werden“, mehr Zeit mit der Familie zu haben und die Wochenenden zu Hause zu verbringen, mehr zu reisen. Ein Hobby von uns beiden. Wir beide sind in Bückeburg geboren und haben diese Stadt als unser zu Hause gewählt. Hier fühlen wir uns wohl, hier fühlen wir uns total angekommen.

Eine untätige Graciella ist kaum vorstellbar. Was machst Du nun beruflich?

Seit 2018 arbeite ich im Schloss Bückeburg als Schlossführerin. Das ist ja auch so ähnlich wie auf einer Bühne zu stehen. Jeden Tag kommen viele nette Menschen aus aller Welt mit leuchtenden Augen ins Schloss und ich nehme sie mit auf eine Entdeckungsreise. Hinterher gibt es sogar oftmals Applaus – das ist also so ähnlich wir früher… nur etwas seriöser 🙂 Außerdem kümmere ich mich um den Besucherservice. Ich sitze also auch viel am Schreibtisch, berate unsere Gäste und kümmere mich um die Buchungen. Auch das ist ein bisschen wie früher, denn auch bei der RIO Band habe ich mich ums Booking gekümmert.

Fehlt Dir das Leben „auf Tour“ gar nicht?

Nein! Es ist einfach schön, wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit durch die Innenstadt gehe und nach links und rechts grüße, ein bisschen mit den Leuten plaudere und dann aufs Schloss zugehe. Mir kommt dann immer der Gedanke, wie viele Menschen diesen Weg schon vor mir gingen, auf dem Weg ins Schloss, und mir bewusst wird, wieviel Glück ich habe, zwei Traumjobs in meinem Leben gehabt dazu haben. In dieser Hinsicht darf es bitte genau so weitergehen… ich habe alles richtig gemacht! Die Band – das Singen, das war mein 1. Leben und es war wunderbar. Jetzt bin ich in mein neues Leben gestartet und kann wirklich sagen, dass ich rundum dankbar und glücklich bin.

Ich habe seit meinem 15. Lebensjahr auf so vielen Bühnen gestanden, auf kleinen und großen. Auf Beerdigungen, aber auch in der Lanxess Arena vor 10.000 Menschen. Ich habe unzählige Lieder gesungen. Manchmal höre ich einen Song im Radio und frage mich: Hab‘ ich den auch schon mal gesungen? Wahrscheinlich ja!

Könntest Du Dir ein Comeback als Sängerin überhaupt noch vorstellen?

Aktuell eher unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie 🙂 Vielleicht überkommt es mich ja mal auf einer Jam Session oder in einer Karaoke Bar.