Ob Depression oder Panikattacke – bei ernsthaften psychischen Problemen sollte immer ein Experte um Rat gefragt werden. Doch die Wartelisten von Psychotherapeuten sind häufig sehr lang. Bis Hilfesuchende einen Termin bekommen, kann es mehrere Monate dauern. Dies soll sich nun ändern: Für akute Probleme müssen psychotherapeutische Praxen seit April 2017 feste Sprechstunden anbieten.
„Dank der neuen Regelung können Menschen mit psychischen Problemen, die noch nicht in professioneller Behandlung sind, schneller und einfacher Hilfe finden“, sagt Stephan Longard, Leiter der Rechtsabteilung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). In der Sprechstunde soll geklärt werden, wodurch die Probleme des Patienten verursacht werden. „Der Experte kann eine erste Einschätzung geben, ob der Patient eine Therapie benötigt. Falls dies nicht nötig ist, hat er die Möglichkeit, auf Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen zu verweisen.“
Die Regelung gilt für Ärzte und Therapeuten, deren psychotherapeutisches Angebot von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. An mindestens 100 Minuten pro Woche müssen die Experten mit vollem Versorgungsauftrag für die Sprechstunden zur Verfügung stehen. „Ob sie für diese Zeit telefonisch Termine vergeben oder ihre Sprechstunde offen organisieren, entscheiden die Therapeuten selbst.“ Eine einzelne Sitzung soll mindestens 25 Minuten dauern. Insgesamt dürfen Erwachsene bis zu sechs Sprechstunden pro Krankheitsfall in Anspruch nehmen. Bei Kindern und Jugendlichen sind es zehn Einzelbehandlungen.