Polizei kann nur erfolgreich sein, wenn man im Team arbeitet

So lautet das Fazit von Wilfried Korte (links), der seit 2009 das Rintelner Polizeikommissariat geleitet hat und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde.

„Ab Juli übernehme ich den gefährlichsten Posten, den ich je hatte – den des Pensionärs. Diesen Dienstposten hat nämlich noch keiner überlebt“, schrieb Wilfried (Willi) Korte in seiner Einladung  zur Feierstunde anlässlich seiner Verabschiedung. So kennt man ihn. Immer ein lockerer Spruch auf den Lippen, frei heraus, super zugänglich und offen für die Menschen, auf die er trifft. Locker, ja das sei er, gleichzeitig aber auch verbissen, sehr genau und detailversessen. Eigentlich wollte Wilfried Korte ja Lehrer werden. „Aber dann hätte ich zur Bundeswehr gemusst und dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Also habe ich mich bei der Kriminalpolizei beworben und wurde letztendlich angenommen.“

Über 40 Jahre war er im Dienst der Polizei tätig, zehn Jahre davon in Rinteln. „Der Job in Rinteln, war der beste, den ich hatte!“ In Rinteln sei die Welt, trotz allem Mist, der hier passiert, in Ordnung: „Die Leute passen aufeinander auf!“ Dazu sei die  Zusammenarbeit mit dem Team im Kommissariat, aber auch mit Schulen, Stadtverwaltung, der Staatsanwaltschaft in Bückeburg und den Medien super gewesen, kurze Wege machten das „Hand in Hand“ arbeiten leicht. Und genau das ist es, was für den ehemaligen Kommissariatsleiter immer entscheidend wichtig für den Erfolg der Polizeiarbeit war: Die Zusammenarbeit im Team und mit allen Kooperationspartnern.

„Polizisten sind die Sozialarbeiter der Nation! Ob es dabei um Straftaten oder um menschliche Tragödien geht. Sie sind immer als erstes am Ort des Geschehens“, sagt er. Er erinnert sich an viele Einsätze genau. Manche davon trug er monatelang mit nach Hause. Andere bestätigten ihn in seiner Mission, den Menschen zu helfen und für die Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern zu sorgen.

Zum Beispiel beim Thema häusliche Gewalt. „10 Mal wurden wir zur gleichen Adresse gerufen, 10 Mal bekam die Frau wieder Schläge von ihrem Mann, 10 Mal also umsonst!“ Dann aber gelang es einem der Polizisten, die richtigen Worte zu finden. Die Frau schaffte anschließend den Neuanfang. Da wussten Wilfried Korte und seine Kollegen: „Dafür machen wir es!“ Weil die Polizisten zwar in den meisten Fällen die ersten am Tatort sind, sich aber um die danach nötige Hilfe und Unterstützung der Opfer nicht kümmern können, intensiviert die Polizei Rinteln seit längerem die bereits gut funktionierende Zusammenarbeit mit der Opferhilfe und anderen Hilfeorganisationen. Ein Anliegen, das Wilfried Korte immer mit großem Engagement vorangetrieben hat. Genauso wie die Themen Gleichstellung zwischen Männern und Frauen bei der Polizei und Einsatz für Demokratie und Toleranz.

Als einen der schönsten Momente in seiner Zeit in Rinteln nennt Wilfried Korte die Veranstaltung mit rund 400 Schülerinnen und Schülern im Brückentorsaal, als die Preisträger eines Wettbewerbs zum Abschluss des mehrstufigen „Projekt gegen Rechts“  im Rahmen der Aktion „Rinteln, eine tolerante Stadt?“ des Präventionsrates ermittelt wurden: „Was die Schüler auf die Beine gestellt haben, das hat sich voll gelohnt!“

Nach über 40 Jahren Polizeidienst gibt es natürlich viele Einsätze, die besonders im Gedächtnis bleiben. Der wohl spektakulärste Fall in der Karriere von Wilfried Korte war der Fall Dieter Zurwehme. Die monatelange Fahndung nach dem fünffachen Serienmörder sorgte 1999 für bundesweites Aufsehen. Wilfried Korte war gerade  interimsmäßig für acht Monate in Rinteln tätig, als er im Fall Zurwehme zum Ansprechpartner für die Medien, also Zeitungen, Radio und Fernsehen, bestimmt wurde. In Rinteln war er also für einige Zeit erst einmal verschwunden.

Dann plötzlich wurde der flüchtige Gewaltverbrecher in der Region Schaumburg gesehen. Mit einem Fahrrad am Rand eines Maisfeldes. Bei aller Ernsthaftigkeit des Verbrechens und der monatelangen Fahndung, erinnert sich Wilfried Korte mit einem Schmunzeln an den folgenden Polizeieinsatz: Weil der Mais locker 2 bis 2,5 m hoch war, und man den Verbrecher darin nur schwer fassen könnte, rückten kurzerhand mehrere Leute vom SEK auf zwei Mähdreschern an, um gleich alle Maisfelder in der Region rigoros abzumähen. Zuvor hatte bereits ein Hubschrauber das Gebiet überflogen. Die Wärmebildkamera ließ hoffen, den Gesuchten im Feld gefunden zu haben. Doch schnell wurde die Quelle festgestellt: Ein Rehbock sprang heraus! Und leider gelang auch Dieter Zurwehme die Flucht, trotz der rasierten Felder, und übrig blieben nur zwei Mähdrescher  mit Getriebeschaden.  

Bleibt die Frage, was macht ein Mann, der so viele Jahre mit Engagement, Herz und Tatkraft einen wichtigen Posten ausgeführt hat, im Ruhestand? „Auf keinen Fall morgens um 10.00 Uhr vor dem Fernseher auf dem Sofa sitzen“, sagt Wilfried Korte und lacht. „Ich werde viel joggen, mich um unser großes Haus und den Garten kümmern und natürlich um Enkelkind Lea. Sie ist der Sonnenschein von meiner Frau und mir. Außerdem möchte ich mich engagieren!“ In welchem Bereich genau, das steht aktuell noch nicht fest. Die Themen Gleichstellung, Umweltschutz und Demokratie würden ihn aber schon sehr reizen. Auf jeden Fall will Wilfried Korte aktiv bleiben, sowohl körperlich als auch geistig. Man darf also darauf hoffen, auch in Zukunft von Wilfried Korte zu hören.