„Wie ein Besuch beim Lieblingsitaliener: vertraute Unbeschwertheit in sympathischer Gesellschaft!“

Wer an die ausgelassenen Partys mit der RIO Band zurück denkt, erinnert sich unwillkürlich auch an den sympathisch herüberkommenden Gitarristen und Sänger Sören Rodenberg.

Auch bei ihm haben wir uns erkundigt, wie er überhaupt zur RIO Band gekommen ist, wie es ihm jetzt geht und was er aktuell in Sachen Musik so treibt.

Wie hast die Rio Band kennengelernt?

Im Sommer 2003 hatte ich meine ersten bezahlten Gigs als Gitarrist einer Top40 Band auf größeren Volksfesten. Zur gleichen Zeit lernte ich die Rio Band auf einer privaten Geburtstagsfeier kennen. Ich war eigentlich zum Kellnern dort, aber meine Freunde initiierten einen Gastauftritt mit der RIO Band. Die Songs waren – ich erinnere mich genau: „Sweet Home Alabama“ und „Livin‘ on a prayer“. Letzteres war gar nicht mal so gut! Trotzdem: Danach hatte ich insbesondere mit Stephan Kontakt gehalten und vereinzelt auch gemeinsam Musik gemacht. Als ich Wind davon bekam, dass er 2012 bei RIO aussteigen wollte, griff ich zunächst zum Hörer, um mir seinen Segen zu holen und um mich danach bei Gio und Grazi ins Spiel zu bringen.

Wie verlief dein Einstieg?

Zuerst spielte ich noch zusammen mit Stephan und den beiden Passarottos als Testlauf eine zünftige Dorfhochzeit in Petershagen. Ich erinnere mich noch wie Stephan mir im Roger Whittaker Medley auf der Bühne die Akkorde zurief – ich kannte nicht einen Song daraus. Zu diesem Zeitpunkt war ich unter anderem noch Tour-Gitarrist mit Anna-Maria Zimmermann. Tags drauf war ich mit ihr beim Frühlingsfest der Volksmusik bei Florian Silbereisen. Nach uns brachte Whittaker das gleiche Medley welches Giovanni am Abend zuvor sang – live natürlich, im Gegensatz zur ARD Produktion! Der erste richtige Gig fand ganz kurzfristig in Heeßen statt. Ich saß zuhause auf dem Aufsitzrasenmäher und Giovanni rief an: „Du, Sören, das ist mir noch nie passiert – aber ich habe einen Gig vergessen…“ So ins kalte Wasser geschmissen zu werden, war aber genau richtig.

Wie hast du dich gefühlt, große Fußstapfen zu füllen?

Erstmal mag ich Grazi und Giovanni und ich wurde wirklich familiär aufgenommen. Giovanni verstand das Geschäft vom Geschäft und hat daher den „dritten Mann“ immer entsprechend den individuellen Stärken „gefeatured“. Stephan ist ein musikalisches Urviech – dem werde ich nie gewachsen sein. Aber meine Stärken waren die Flexibilität im Repertoire, meine „typisch deutsche“ Leistungskultur und der Welpenschutz, den ich auch vom Rintelner Publikum gespürt habe. Die Leute wussten ja weniger, dass ich schon neun Jahre aktiv in der Branche Erfahrungswerte gesammelt hatte. Aber seinerzeit war ich mit 26 Jahren für RIO noch jung genug, um mich als Nachwuchstalent verkaufen zu können (lacht)!

Wie hast du denn den Kult um Rio wahrgenommen?

Vom Zusammenspiel der Charakter auf jeden Fall genauso einzigartig wie berechtigt! Wahrscheinlich gingen wir auch einigen auf die Nerven, aber das Wirkungsprinzip „Rio“ ist simpel: Gio – die charmante italienische Melange aus Drafi Deutscher und Harald Juhnke, Grazi – die rassige Sängerin als Energiebündel und Passionsfrucht der Band und  Stephan/Sören – der blonde, etwas zurückhaltendere Friese bzw. Surferboy. Wir waren wie ne Castingband, nur in echt – quasi als Marke wie der Weihnachtsmann (Gio) und das Christkind (Grazi), die sich das Rentier (mich) vor den alten Rio-Schlitten spannen und losziehen. Auftritte der Rio Band waren wie ein Besuch beim Lieblingsitaliener: vertraute Unbeschwertheit in sympathischer Gesellschaft. Musikalisch war Rio kein Hexenwerk, aber das ist die Pizza des Lieblingsitalieners ja auch nicht unbedingt!

Wie hast du die Zeit bei Rio erlebt – auch zu deinem Ausstieg hin?

Rückwirkend noch wertvoller als ich seinerzeit dachte. Ich bin als Gitarrist, der singt zur Band gestoßen und zum Sänger an der Gitarre spielt geworden – genau das erhöht nun meinen Marktwert in der Branche. Gleiches gilt auch für Giovannis Repertoire, was ich zu Großteilen nun auswendig in anderen Projekten verwenden kann. Somit werde ich auch von der reiferen Jugend gebucht, da ich alte Gassenhauer á la „das Weserlied“, „Hans Albers“ oder auch Trinklieder im Ärmel habe. Während andere MusikerInnen mit Mitte 20 in die Großstadt gehen oder studieren, habe ich mit der härtesten Tanzkapelle Mitteleuropas das Weserbergland „bemukkt“. Das bewerte ich positiv, denn: Ich spreche auf Veranstaltungen sowohl die politisch korrekte oder urbane Sprache, kann aber genauso gut mit Leuten umgehen, die sich zum Beispiel nur deutsches Liedgut wünschen.

Mein Entwicklungsprozess als Unterhaltungssänger war nach drei Jahren gefühlt abgeschlossen und meine Entwicklung als Gitarrist kam zusätzlich ins Stocken. Grazi und Gio wurden mir gegenüber auch großzügiger und ich konnte mich zusätzlich zu Rio noch anderen Projekten widmen, unter anderem meiner Hardrockband „Black Cat Express“, zwei Abba Projekten als Björn Darsteller und meiner mobilen Boyband „ModernWalking“. Zusätzlich kam 2018 die Anfrage bei einer Art Oktoberfestband „den Emsperlen“ einzusteigen und in diesem Zuge verkündete ich dann meinen Ausstieg bei Rio. Da ich als Art Familienmitglied galt, nahmen beide die Entscheidung mit Verständnis auf und es hat sich über die Jahre bei allen eine Dankbarkeit für die gute Zeit entwickelt, die dann über allem steht – bis heute!

Kontakt: www.modernwalking.de , booking@modernwalking.de

Foto: © New Orleans Bad Oeynhausen