CD-Tipp: Bob Dylan – Fallen Angels

Multi_CD_DylanAuf seinem neuen Album „Fallen Angels“ taucht Bob Dylan (75) in das „Great American Songbook“ ein und stellt darauf ein Dutzend Coverversionen vor.

Moment mal, das hatten wir doch so ähnlich schon im vergangenen Jahr auf „Shadows In The Night“ (01/2015), Dylans Verneigung vor Frank Sinatra. Und jetzt das Ganze noch einmal? Offenbar schon. Denn die Songs auf „Fallen Angels“, aus der Feder von u.a. Harry Ruby, Carolyn Leigh, Harold Arlen, Johnny Mercer oder auch Sammy Cahn, hatte Frank Sinatra ebenfalls in seinem Repertoire. Somit knüpft das 37. Studioalbum des Barden nahtlos an das Konzept des Vorgängers an.

Dabei macht schon der Auftakt mit „Young at heart“ deutlich, dass „Fallen Angels“ ein durch und durch sentimentales und melancholisches Album geworden ist. Bob Dylan singt mit hoher, fast schon brüchiger Stimme, dazu streicht der Schlagzeugbesen über das Fell („Come rain or come shine“), die Violine erklingt traurig („Maybe you’ll be there“) und eine Akustikgitarre verliert sich im Raum („Polka dots and moonbeams“). Das ist konsequent, wird aber gewiss nicht jedem Dylanologen gefallen. Doch der Großmeister der Singer/ Songwriter lässt sich wie immer nicht beirren und zieht sein Ding gemütlich durch. So findet sich mit „That old black magic“ tatsächlich nur ein etwas schnellerer Song in dem Reigen der Entspannung wieder. Das ist hart, aber wer soll 75-Jährigen auch ernsthaft noch Vorschriften machen wollen? Eben! So gibt Bob Dylan also erneut den Crooner („All the way“) und suhlt sich im Pathos dutzendfach interpretierter Stücke wie der Harry-Ruby-Komposition „Nevertheless“ und macht sich damit selbst ein Geschenk zum 75. Geburtstag.