Der schöne Löwenzahn – Ein Loblied an einen vermeintlichen Übeltäter

Von Tanja Meier, Heilpraktikerin

Nun ist sie wieder da – die Pflanzzeit! Männertreu, Goldrute, Fleißiges Lieschen, schön bunt soll es erblühen und schön duften soll es auch. Unkraut wollen wir natürlich keines!

Schon als Kind hatte ich Schwierigkeiten zu verstehen, warum einige Blumen schön und wünschenswert waren und andere im Garten nicht wachsen durften. Nicht nur die schönen Gänseblümchen, die so regelmäßig dem Rasenmäher zum Opfer gefallen waren, brachten mich zur Verzweiflung, sondern vor allem auch der schöne Löwenzahn!

Und doch ließ auch ich mich zunächst überzeugen, den vermeintlichen Übeltäter aus meinem Garten vertreiben zu müssen. Stunden verbrachte ich damit, die Pflanzen auszustechen, damit sie nicht wiederkommen. Heute esse ich ihn einfach auf! Die Knospen schmecken nicht nur köstlich, kurz angebraten, sondern sind auch noch hochgradig gesund. Die jungen Blätter machen sich hervorragend im Salat. Die Wurzeln können getrocknet und zu Kaffeeersatz verarbeitet werden und sogar die Blüten sind essbar. Man kann aus ihnen einen köstlichen Sirup oder ein Gelee bereiten. Sogar der Milchsaft im Stängel ist nicht giftig!

Der gewöhnliche Löwenzahn, Taraxacum officinale, ist nicht nur lecker und kostenlos verfügbar, sondern auch eine Heilpflanze mit vielen positiven Wirkungen auf den Körper. Vor allem die Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd und unterstützen Leber und Galle. Der gewöhnliche Löwenzahn enthält sehr viel Vitamin C, außerdem die Vitamine A, E, B1, B2, B3 und B5. Auch Mineralstoffe sind reichlich vorhanden: Magnesium, Kalium, Phosphor und Calcium. Eisen und andere Spurenelemente, sowie viele Proteine sind ebenfalls enthalten. Inulin unterstützt die Darmflora und wirkt probiotisch.

Der gewöhnliche Löwenzahn hat auch harntreibende, entzündungshemmende, Blutzucker senkende und entgiftende Eigenschaften. Er kann zu einer Tinktur und zu Pflegeprodukten verarbeitet werden und natürlich kann man ihn auch als Tee genießen.

Der Nutzen dieser wertvollen Pflanze geht weit über die hier beschriebenen Möglichkeiten hinaus. Das Internet ist voll von Rezepten und Ideen und auch zahlreiche Bücher über die Verwendung von Wildkräutern sind erhältlich, denn das Sammeln und Verarbeiten von Wildkräutern liegt derzeit voll im Trend.

Und wenn Sie nun auch sagen: „Alles gut und schön, aber nicht in meinem Garten!“, so denken Sie vielleicht doch anders über die „Pusteblume“, wenn sie Ihnen in der Natur begegnet.

Verwechslungsgefahr besteht mit anderen Löwenzahnarten, wie den Schaftlöwenzahn oder dem gewöhnlichen Ferkelkraut. Diese sind jedoch auch ungiftig und haben keinen hohlen Stängel wie der gewöhnliche Löwenzahn. Vorsicht ist geboten beim Kreuzkraut, da dieses giftig ist! Unterschieden werden kann es dadurch, dass das Kreuzkraut pro Stiel mehrere Blüten ausbildet, der gewöhnliche Löwenzahn jedoch nur eine.

Der übermäßige Verzehr von Löwenzahn kann allerdings Magen- und Darmbeschwerden auslösen. Allergien gegen Löwenzahn sind möglich. Besondere Vorsicht ist geboten bei Nierenerkrankungen, in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Blutgerinnungsstörungen und wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, da es zu Wechselwirkungen kommen kann.

Grundsätzlich soll dieser Artikel nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung anregen. Bei Erkrankungen besprechen Sie die Verwendung von Löwenzahn mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker und befragen Sie Ihren Apotheker.