Die Party ist noch lange nicht vorbei

 Im letzten Teil unserer Reihe zur beliebten, ehemaligen RIO Band haben wir mit Bandleader Giovanni geplaudert, den wir liebevoll „unseren Giovanni“ nennen.

Was hast Du eigentlich in Deinem Leben vor der RIO Band gemacht?

Aufgewachsen bin ich in Stadthagen. Dort erkundigte sich ein Gemischtwaren-Händler in meiner letzten Schulklasse beim Lehrer, wer denn so der Beste im Rechnen sei. Daraufhin bekam ich ein Angebot zum Einzelhandels-Kaufmann. 3 Jahre verkaufte ich Zucker, Mehl, Graupen lose aus der Schublade und Sauerkraut aus den Fass. Eine Registrierkasse gab es noch nicht. Alles musste in Sekundenschnelle auf einem Zettel zusammengezählt werden. Als ich im Haus meines Lehrherrn ein Klavier stehen sah, durfte ich es für 50 Mark erwerben. So fing es mit der Musik an. Doch erst einmal war ich ca. 12 Jahre in diversen Supermärkten Filialleiter. Immer schön im weißen Kittel.

Und wie bist Du vom Supermarkt auf die Bühne gekommen?

Als ich so um die 30 Jahre alt war, legte ich endlich den Kittel ab und verabschiedete mich von der geregelten Arbeit. Ich war endlich Musiker in einer Rockband namens „Music Force“. Wir sangen, spielten, tranken uns durch diverse Tanzschuppen und Säle, die es damals noch in jedem Ort gab. Wir liebten die Musik und ganz besonders die zahlreichen Groupies. Wir schafften es sogar, eine eigene Single aufzunehmen. Leider hatten wir nur regional Erfolg und so mussten wir nach 5 Jahren feststellen, dass das „Berühmtwerden“ doch nicht so einfach war.

Hattest Du gar keine Pläne, eine Familie zu gründen?

Doch! Inzwischen war ich sogar stolzer Vater einer Tochter geworden! Jetzt galt es, mit einem geregelten Einkommen für eine Familie zu sorgen. So wurde ich für 8 Jahre Alleinunterhalter in 2 Tanzlokalen in Bad Oeynhausen. Meiner Vorbilder waren jetzt nicht mehr die Beatles oder Stones, sondern die angesagte Schlagermusik. Ich profitierte in dieser Zeit von meiner guten Stimme und das liebten ganz besonders die tanzenden Damen: Witwen, enttäuschte Ehefrauen und hunderte von Kurschatten. In diesen Jahren wurde die Treue zu meiner Ehefrau immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Doch es gelang mir ganz gut, denn bis zum heutigen Tage sind wir glücklich verheiratet.

Wie kam es dann zur RIO Band?

Im Jahr 1990 wurde aus dem Gitarristen Roland und dem Keyboarder Giovanni das Duo Rio! Wir spielten von nun an auf vielen hundert Veranstaltungen. Es war so um 1995, als wir uns entschlossen, eine Sängerin dazu zunehmen. Die junge hübsche Dame hieß Graciella und war unglaublicher Weise meine eigene Tochter. Sie hielt unser Band 25 Jahre die Treue und das Telefon klingelte von nun an noch häufiger. Roland verließ uns im Jahr `96 und es folgte ein dunkelhaariger südlicher Musiker namens „Gianni“. Er war ein grandioser Sänger! Mit der Rio Band ging es weiter aufwärts.

Der nächste Musikerwechsel folgte in 2001. Eines Tages klingelte es an der Tür. Grazi öffnete. Vor ihr stand ein 1,93 Meter großer, gutaussehender Jüngling. Er sagte: „Ich würde gerne in Eurer Band spielen!“ Meine Tochter flüsterte mir aufgeregt ins Ohr: „Papa, den nehmen wir!“ Obwohl er noch nicht eine Silbe gesungen hatte und seine Gitarre noch im Koffer steckte! Stephan, der Friesenjunge war von nun an 11 Jahre ein geniales Mitglied unserer Rio Band. Als er sich schweren Herzens 2012 von uns verabschiedete, hatten wir ungeheures Glück. Schon bald folgte ein blonder Musikant namens Sören, der sich schnell als Sunnyboy vom Typ „Schwiegermutters Liebling!“ entpuppte.

Mittlerweise haben sich Graciella und Sören anderweitig orientiert und zurück bleibt ein dennoch zufriedener Giovanni. Nach über 30 Jahren Rio Band denke ich mit Dankbarkeit und Liebe an die vielen Stunden zurück, die wir gemeinsam gerockt haben. Eine tiefe Freundschaft verbindet mich mit all meinen musikalischen Mitstreitern.

Und jetzt? Giovanni als Vollzeit-Rentner ist kaum vorstellbar…

Es kommen immer noch Nachfragen für die „Rio’s“. So ziehe ich mit neuen Kollegen und Sängerinnen los und hoffe, dass meine Party noch lange nicht zu Ende ist. In der letzten Zeit habe ich mich auch wieder als Alleinunterhalter zurückgemeldet. Mit neuem Programm. So möchte ich noch vielen Zuhörern Freude bringen. Wir sehen uns hoffentlich…