Getrimmter Englischer Rasen, Hochbeete mit selbstgezogenem Gemüse, Buddha oder Gartenzwerg – im eigenen Grün ist erlaubt, was gefällt. In einigen Vorgärten geschieht jedoch etwas Sonderbares: das Grün wird bis auf wenige Solitärpflanzen völlig verbannt.
Gemeint sind nicht gepflasterte Garagenauffahrten oder Stellplätze, die eine Funktion erfüllen. Immer häufiger besteht die Fläche vor dem Haus aus kaum mehr als grauem Schotter. Ausschlaggebendes Argument für Grau statt Grün ist meist der Wunsch nach einer pflegeleichten Lösung. Weniger Arbeit machen die Schotterflächen allerdings höchstens kurzfristig: Die darunter liegenden Anti-Unkrautvliese oder -folien können auf lange Sicht kaum halten, was sie versprechen. Die Samen im Boden suchen und finden früher oder später ihren Weg zum Licht. Dazu kommt, dass sich zwischen den Steinen Humus sammelt – ein idealer Nährboden für herbei gewehte Unkrautsamen.
„Generell gelingt ein Garten besser, wenn man nicht gegen die Natur, sondern mit ihr arbeitet”, erklärt August Forster, Präsident vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL). „Wählt man Pflanzen aus, die zum jeweiligen Standort passen und Unkraut verdrängen, entsteht attraktives, lebendiges, blühendes Grün.”
Stein und Pflanze harmonisch kombinieren
Die größten Kritiker der grauen Vorgärten sind ausgerechnet unter den passionierten Kiesgartenbesitzern zu finden. Dass nicht jeder viel Zeit in seinen Garten investieren will und kann, trifft bei ihnen durchaus auf Verständnis. Es geht vielmehr um ein ganz anderes Grundverständnis vom Gärtnern: Für sie sind Kiesgärten in erster Linie eine geeignete Möglichkeit, um sehr sonnige Standorte mit trockenen, sandigen und nährstoffarmen Böden attraktiv zu begrünen. Steine und Pflanzen stehen hier nicht in Konkurrenz, sondern sie ergänzen sich gegenseitig. Das ist der wesentliche Unterschied zu den oft zu beobachtenden Kiesgärtenkonzeptionen. Bereits bei der Neuanlage eines Kiesgartens kann man der Unkrautbildung entgegenwirken. Hierzu werden auf der Fläche im ersten Jahr Gründüngungspflanzen ausgesät und die Unkräuter, die dazwischen wachsen, entfernt. Im zweiten Jahr kommen die Steine ins Spiel. Hier lohnt es sich, die Unterstützung eines Landschaftsgärtners in Anspruch zu nehmen. Der Profi kennt sich mit verschiedenen Gesteinsarten aus, weiß um die örtlichen Gegebenheiten und verfügt über entsprechendes Gerät für den Transport und das Verteilen des Kieses.
Sträucher, Gräser , Stauden
Anschließend werden die Pflanzen eingesetzt. Dazwischen bleibt für Kieswege einfach etwas Platz frei. Die Auswahl an geeigneten Pflanzen ist ungeahnt groß. Forster: „In vielen Regionen der Erde haben sich Pflanzen an trockene Lebensräume angepasst. Daher lässt sich aus einer großen Bandbreite eine trockenheitsliebende Pflanzengesellschaft kombinieren: Bäume und Sträucher, Gräser, einjährige sowie mehrjährige Stauden und sogar Zwiebelblumen.” Es gilt Arten und Sorten zu finden, die sowohl aus gärtnerischer Sicht als auch gestalterisch gut zusammenpassen. Die Erfahrung und Beratung eines Landschaftsgärtners sind hier ebenfalls sehr nützlich. Ein auf diese Weise angelegter Kiesgarten braucht zwar von Zeit zu Zeit eine unkrautjätende Hand, dafür können die Besitzer völlig auf das Gießen verzichten. Rund ums Jahr entstehen immer neue Eindrücke: Gräser wachsen, Bodendecker breiten sich aus, Farben von Blättern und Blüten verändern sich. Der Garten ist im besten Sinne lebendig, denn auch Vögel, Bienen, Schmetterlinge und Co. finden hier einen Lebensraum.
Quelle: BGL