Fastenzeit – eine Einladung zum Überdenken von Essensgewohnheiten

Von Julia Thieme, Heilpraktikerin Heilpraktikerin und Kinderkrankenschwester

Es ist Februar, die Fastenzeit naht und die Magazine laden überall zum Überdenken der Essensgewohnheiten ein. Viele, meist einseitige Ideen findet man- von der Kohlsuppendiät bis zu vielfältigen Formen des Fastens. Und jeder kennt den Frust, wenn erstmal ein paar Kilo weniger auf der Waage sind, man zum „Alltag“ zurückkehrt und in Null Komma nichts das ganze Gewicht wieder da ist. 

Um das Körpergewicht langfristig in einem gesunden Bereich zu halten, bedarf es einer Ernährungsumstellung und diese dauert nicht ein oder 2 Wochen, sondern bis zu 2 Jahre und länger. Was sind schon 2 Jahre, gesehen auf die vielen Jahre, die wir uns ein Leben lang ernähren? Außerdem ist es wichtig für den Erfolg, dass man seinen eigenen Weg findet und sein eigenes Ernährungsprogramm. Und das ist so individuell, wie auch die Geschmäcker sind. Allerdings gibt es einige Säulen, die in jeder gesunden Ernährung enthalten sein sollten:

  1. Eine ausgewogene Lebensmittelauswahl mit einem überwiegenden Anteil an Obst und Gemüse und genügend Flüssigkeitszufuhr
  2. Angemessene Bewegung, Entspannung und Schlaf
  3. Phasen, in denen keine Nahrung zu sich genommen wird
  4. Der Wille, etwas zu verändern

Ein guter Einstieg in eine bewusste Ernährungsumstellung kann eine Fastenwoche sein- egal welcher Art. Meine Erfahrung zeigt, dass viele ein sanfteres Fasten (z.B. Basenfasten) besser durchstehen, als die radikaleren Formen, wie Heilfasten. Man kommt mit beiden Formen zum Ziel- sich seiner Ernährung wieder bewusster zu werden.
Oft ist der Weg mit den sanfteren Formen besser in den Alltag zu integrieren und damit eine Einladung, Bestandteil der Ernährungsumstellung zu werden. Aus einer angeleiteten (Basen-) Fastenwoche kann man viele Informationen für seine tägliche Ernährung mitnehmen: es findet eine aktive Auseinandersetzung mit den Lebensmitteln statt, mit Ideen für deren Zubereitung, man überdenkt seine Trink-, Bewegungs- und Ruhegewohnheiten und es gibt Regeln an die Hand, die uns gut leiten. Natürlich geht jede Fastenwoche mit einer Darmreinigung einher, diese ist für den Körper wichtig, um den alten Ballast erstmal abzuwerfen. Eine Fastenwoche gibt uns die Möglichkeit, in 7 Tagen die „Reset“- Taste zu drücken und neuen Elan für eine gesunde Ernährung zu tanken.

Und dann kommt die Zeit, das neu Gelernte und Erprobte in den Alltagsablauf einzubauen: die einen legen den Fokus auf eine weitere Gewichtsreduktion, die anderen auf einen gesunden Lebensstil. Beides geht! Die Kombination aus dem in allen Medien präsenten Intervallfasten und einer basenreichen Ernährung lässt weiterhin die Pfunde fallen- ohne Heißhunger. Des Weiteren unterstützt eine Umstellung auf eine basenreiche Küche das gesunde Allgemeinbefinden und kann viele Allgemeinerkrankungen verbessern. Das Intervallfasten ist lediglich eine verlängerte Phase des Nicht- Essens und macht sich deren Folge im Körper zu Nutzen, dass mit einem niedrigen Blutzucker im Blut die Fettverbrennung vorangetrieben wird. Oft habe ich schon gehört, dass das Intervallfasten für die Gewichtsreduktion gar keinen Erfolg gebracht hat.  Ursache dafür ist dann oft die Qualität der Nahrung, die dann im Essensintervall zu sich genommen wird oder auch die fehlende Bewegung.
Wir wissen alle, dass eine selbstgekochte Gemüsemahlzeit gesünder ist, als eine frisch aufgebackene Tiefkühlpizza. Aber dann ist da immer das Argument mit dem Zeitfaktor. Genauso tricksen wir mit der Bewegung: ein Spaziergang lässt uns oft erfrischter und motivierter zurück als ein Nachmittag auf dem Sofa, aber der innere Antrieb ist manchmal ein Coach-Potato. Um die Gemüsemahlzeit oder den Spaziergang zu wählen, benötigen wir den inneren Willen… Das immer einzeln durchzustehen, ist anstrengend. Suchen Sie sich Unterstützer, Mitstreiter! Ob es jetzt die Partnerin, die Freundin oder der Übungsleiter im Sportverein ist, in Gemeinschaft geht es einfach besser und man kann sich über ein Tief hinweghelfen (lassen).
Außerdem entspricht es dem normalen Lebensrhythmus, dass auch hier mal wieder ein Stück Geburtstagstorte oder dort eine Party mit Buffet auf Sie wartet. Ja, lecker, gerne- und am nächsten Tag starten Sie mit einem Fastenintervall, einem frischen Salat mit Käse und Walnüssen und planen einen Aufstieg zum Klippenturm mit genügend Wasser im Gepäck. Hinterher eine schöne Gemüsepfanne mit Ofenkartoffeln. Perfekt.

Fasten ist in der christlichen Bedeutung u.a. die Zeit zur Besinnung und Umkehr und für 2022 in der Zeit vom 2.3.-14.4. vorgesehen. Warum immer diese Zeit von Aschermittwoch bis Ostern? Damit der innere Wille einen festen Termin im Kalender hat, um jedes Jahr erneut über das eingeschliffene Essverhalten nachzudenken!

Lassen Sie sich Zeit für Ihre Ernährungsumstellung, aber fangen Sie dieses Jahr an, Ihre Ernährung für den Rest Ihres Lebens zu verbessern!