Die Riester-Rente ist heftig in der Kritik. Zu hohe Gebühren, zu wenig Rendite, sagen Verbraucherschützer. Aber was denkt eigentlich ein erfahrender Vermittler über die Riester-Rente?
Wir haben mit Lars Herzfeldt, Versicherungsfachmann aus Rinteln gesprochen:
Aktuell gibt es bestimmt auch mal kritische Töne. Die private Altersvorsorge und insbesondere die Riester-Rente hat keine Akzeptanz in der Bevölkerung.
Es gibt häufig Phasen, da steht die Rente medial in der Kritik. Zu unrecht. Fakten spielen dann nicht immer eine Rolle. Vielfach fehlt auch Kenntnis des Themas. Die Beratung zu einer Riester-Rente hängt von vielen Faktoren ab.
„Viele Faktoren“ klingt nach einem Bürokratie-Monster. Ist die Riester-Rente wirklich so aufwändig?
Wie bei jeder anderen Versicherung auch benötigt man einen Antrag nebst Dokumentation der Beratung. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Weiterhin benötigt man einmalig für die staatlichen Zulagen Informationen zur Steuersituation und gegebenenfalls auch zum Kindergeld. Ab dann ist es ein automatisierter Prozess.
Verbraucherschützer laufen Sturm gegen die „Riester“- Rente. Die Rendite sei inakzeptabel. Man könne das Geld genauso gut in einen Sparstrumpf legen. Herr Herzfeldt, warum sollte ich mich doch für einen Riester-Vertrag entscheiden?
Der Vergleich mit dem Sparstrumpf ist falsch und albern. Eine verführerische und schlimme Argumentation. Eine Rente ist etwas völlig anderes als ein Sparstrumpf. Eine Leibrente kann man grundsätzlich nicht mit Renditesparen vergleichen. Der Fokus liegt nicht auf hohen Zinsen, sondern auf einer Absicherung gegen das Risiko im Alter kein Geld mehr zu haben.
Wirklich lukrativ ist die Rente doch nur für sehr kinderreiche Familien oder Gutverdiener, die ihre Sparraten steuerlich anrechnen können. War es das Ziel diese Zielgruppen zu fördern?
Das stimmt nicht. Auch Geringverdiener profi tieren. Überlegen Sie einmal: Eine Familie mit zwei kleinen Kindern und einem Jahreseinkommen von 20.000 Euro erhält eine Förderung von 908 Euro für die Altersvorsorge – bei einem Mindestbeitrag von 60 Euro pro Jahr. Aber auch der gut verdienende Single kann sich über steuerliche Effekte aus dem Sonderausgabenabzug freuen. Sie sehen – Riester kann sich für jeden lohnen. Es kommt aber immer auf die individuelle Lebenssituation an.
Warum soll ich eine Riester- Rente abschließen und erst in vielen Jahren eine Rentenzahlung beziehen?
Die Flexibilität der Riester- Rente ist auch verkannt. Das Vertragsguthaben ist auch jederzeit für andere, bestimmte Zwecke, auszahlbar: z.B. den Kauf einer selbstgenutzten Immobilie oder die Entschuldung der selbstgenutzten Immobilie. Die ZfA prüft die Verwendbarkeit und gibt uns als Versicherer das „grüne Licht“ um die Auszahlung zu veranlassen. Die Besteuerung hierzu ist immer mit Ihrem Steuerberater abzustimmen. Herr Herzfeldt, wir danken Ihnen für das Interview.