Ein gesundes Mundwerk kennt kein Knacken

Von Milena Grüger, Physiotherapeutin

Kennen Sie das Gefühl, dass Ihr Kiefer beim Kauen laute Knackgeräusche macht? Ihr Kiefer schmerzt und ist in der Beweglichkeit eingeschränkt? Das muss nicht sein, denn es gibt die Möglichkeit sich mittels Physiotherapie manualtherapeutisch behandeln zu lassen.

Weitere Symptome, bei denen Behandlungsbedarf besteht, sind Kopfschmerzen, Nacken- und Schulterverspannungen, Verhärtungen in der Wange, Tinnitus und Schwindel. Wenn mehrere dieser Symptome auf Sie zutreffen, dann könnten Sie an einer craniomandibulären Dysfunktion leiden.

Warum also knackt der Kiefer?

Das Geräusch wird durch den Diskus, einer Knorpelscheibe, innerhalb des Gelenks ausgelöst, wenn dieser eine falsche Position eingenommen hat. Dazu kommt es meistens, weil die Kaumuskulatur eine zu hohe Spannung aufweist und somit die gekoppelte Bewegung beider Kiefergelenke unsymmetrisch stattfindet. Doch keine Sorge, dieses Ungleichgewicht lässt sich mittels der Therapie beheben.

Was passiert während der Behandlung?

Das Ziel der Therapie ist es, die Spannung in der Kaumuskulatur zu senken und die Beweglichkeit des Kiefers für das Kauen zu verbessern. Das geschieht mittels passiver Zusatzbewegungen am Kiefer in alle Bewegungsrichtungen. Diese finden teils im Mund und teils außerhalb des Mundes statt. Der Patient erlernt außerdem Eigenübungen, mit denen er selbstständig die Beschwerden lindern kann.

Der Physiotherapeut untersucht außerdem gründlich, ob der Schulter-/ Nackenbereich am Problem beteiligt ist und behandelt diesen Bereich gegebenenfalls. Zudem wird ebenfalls die Beckenachse untersucht, um eventuelle Fehlstellungen im Becken oder der Wirbelsäule zu erkennen. Dieser ganzheitliche Therapieansatz beinhaltet auch nach der Ursache des Problems zu suchen. Infrage kommen hier vor allem Zahnfehlstellungen, nicht richtig sitzender Zahnersatz, abnormale Mundgewohnheiten, Verletzungen im Gesicht, erhöhter Stresspegel, Überlastung des Kiefers durch z.B. langen Zahnarztbesuch mit geöffnetem Mund oder das Kauen von zu harter Nahrung.

Der Patient erhält zusätzlich noch Tipps, um so langfristig wie möglich beschwerdefrei zu bleiben. Dazu gehört das Erkennen von beitragenden Faktoren, wie zum Beispiel das Zähneknirschen, was ein Risikofaktor zum Entstehen von Kieferbeschwerden darstellt. In der Aufbau- und Erhaltungsphase der Therapie geht es dann darum, die Schulter-Nackenmuskulatur zu kräftigen, um diese vor Überlastung im Alltag zu schützen und die Rückkehr der Beschwerden bestmöglich zu verhindern. Eine unterstützende Möglichkeit hierfür ist das begleitende Training an medizinischen Trainingsgeräten.

Was sollte man also als Nächstes tun?

Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt darüber! Dieser kann Ihnen eine Verordnung über Manuelle Therapie ausstellen und die Kosten werden seitens der Krankenkassen übernommen.

Die erste Behandlung beim kompetenten Physiotherapeuten beinhaltet das Erstellen eines umfangreichen physiotherapeutischen Befunds, um daraus den optimalen sowie individuellen  Behandlungsplan gemeinsam mit dem Patienten festzulegen. Bei weiterem Behandlungsbedarf kann der Zahnarzt eine oder mehrere Folgeverordnungen ausstellen.