In der Natur sein: Wandern – Neue Wege der Stressbewältigung

Von Silke Schnittger, Heilpraktikerin Psychotherapie“ und Entspannungstrainerin

Ob im privaten oder beruflichen Umfeld: Die heutige Dynamik und Komplexität sowie der damit zusammenhängende Leistungs- und Zeitdruck und die ständige Erreichbarkeit führen dazu, dass sich die Themen Stress und Burnout zu den Schlagworten unserer Zeit entwickelt haben. So hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Stress – die Keimzelle für viele Krankheitsverläufe – zur größten Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts erklärt.

Abwechslungsreich unterwegs mit allen Sinnen: Wandern lag schon vor Corona im Trend und hat in der Krise noch mehr Fans gefunden. Das neue Draußen stärkt die Seele und die Natur scheint uns zu zuflüstern: Komm raus! Organisationen wie der deutsche Wanderverband bestätigen inzwischen mit Nachdruck: Wandern boomt!

Gut für Herz & Kreislauf

Mindestens einmal in der Woche, mehrere Stunden in einem Tempo, bei dem man sich gerade noch unterhalten kann, ist wandern ein gutes Ausdauertraining, dass vor allem dem Herz-Kreislaufsystem zugutekommt.

Gut für Muskeln & Gelenke

Wandersport trainiert auch den Bewegungsapparat. Beim Bergauf- und Bergabgehen werden besonders die Beinmuskeln beansprucht, umfassend belastet und daher optimal gekräftigt.“ Wer beim Wandern Wanderstöcke einsetzt, tut nebenher noch etwas für die Kräftigung der Arme und Schultern, ein wenig auch der Nacken- und Rumpfmuskulatur. Zusätzlich werden durch die kompakten Bewegungsabläufe des Auf- und Abwärtsgehens die bewegten Gelenke, Knorpel, Sehnen und Bänder gestärkt, was vor Verletzungen und Verschleißerscheinungen schützt.

Gut für Reaktion & Koordination

Da man sich beim Wandern auf verschiedenen Untergründen bewegt und dabei immer mal wieder verhindern muss, z.B. auf Schotter auszurutschen oder über Wurzeln zu stolpern, verbessert man auch die Reaktionsfähigkeit, die Koordination und das Balancegefühl.

Gut für die Figur & für´s Blut

Wird über einen längeren Zeitraum wandert z.B. ein zweiwöchiger Wanderurlaub, führt dies zu einer Senkung von zu hohem Blutdruck, erhöhter Blutfettwerte und hoher Blutzucker. Ebenso wird die Qualität der roten Blutkörperchen verbessert, was mit einer erhöhten Sauerstoffabgabe an den Körper und einer Leistungssteigerung verbunden ist.

Gut für die Stimmung & bereichernd

Regelmäßiges Wandern kann sogar gegen Depressionen helfen. Drei Wanderungen pro Woche über etwas mehr als zwei Monate verbesserten den seelischen Zustand der psychisch kranken Versuchspersonen deutlich (klinische Studie in Salzburg). Zu den positiven Auswirkungen des Wandersports auf die Psyche zählt z.B. der Aufenthalt im Freien. So hebt, wie mehrfach wissenschaftlich belegt ist, helles Licht die Stimmung. Ebenfalls in mehreren Studien zeigte sich darüber hinaus, dass es die Seele streichelt, wenn man nur ins Grüne blickt.

Gut für Gespräche & Erfolgserlebnisse

In Wanderungen allein kann man sich gut auf sich selbst besinnen. In Gesellschaft zu wandern führt oft dazu gute Gespräche zu genießen denn: „Gespräche beim Gehen sind besonders kreativ und konstruktiv.“ Ebenso kann wandern zu einem Perspektivwechsel führen und durch die Relativierung von Problemen zur Bewältigung dieser beitragen.

Die Heilkraft des Waldes

In heimischen Regionen kann z.B. beim Wandern die Heilkraft des Waldes ganzheitlich genutzt werden.

Das Wandern kann in vielerlei Hinsicht mit Aspekten des Shirin Yoku (Ursprung in Japan, ist es seit den frühen 80er Jahren eine staatlich geförderte Maßnahme zur gesundheitlichen Prävention) kombiniert werden. In Deutschland als Waldbaden etabliert, zeigt es eine Wirkung, die durch viele internationale Studien belegt ist.

Die natürliche Heilkraft der Bäume hilft den Menschen, wieder in Balance zu kommen, die Seele zu heilen und körperliche Beschwerden zu lindern. Das Waldbaden ist ein bewusstes, achtsames Eintauchen mit allen Sinnen in die Biosphäre des Waldes.