Tropfender Rostporling, Braunscheckiger Stinkegerling …

Von Tanja Meier, Heilpraktikerin

Gegürtelter Edelritterling – könnte es sich hier um Bezeichnungen aus einem Fantasie-Roman handeln? Weit gefehlt! Bei all diesen fantastisch bis skurril klingenden Namen handelt es sich tatsächlich um Pilze!

Doch ihre Namen sind sicherlich nicht das geheimnisvollste an diesen Wesen, die übrigens in der Biologie weder zu den Pflanzen, noch zu den Tieren gezählt werden. Ihnen wird ein eigenes Reich in der Natur zugeschrieben – das Pilzreich.

Nun ist es wieder soweit, überall sieht man sie „aus dem Boden schießen“ – über Nacht sind sie plötzlich da; man hat sie gar nicht wachsen sehen. Dabei ist das, was wir vermeintlich als Pilz erkennen, also das, was aus dem Boden wächst, nur ein winziger Teil des Pilzes, nämlich der Fruchtkörper, der die Sporen zur Vermehrung enthält. Der eigentliche Pilz wächst unterirdisch – ein riesiges Geflecht aus winzigen Röhren, in denen sich das Zellplasma des Pilzes frei bewegt – das Mycel.

Wussten Sie, dass der größte, uns bekannte lebende Organismus der Welt ein Pilz ist?! Kaum zu glauben, aber es ist ein Hallimasch in Oregon! Er erstreckt sich über eine Fläche von 965 Hektar, geschätztes Gewicht: 600 Tonnen, geschätztes Alter: 2.400 Jahre! Erst 1996 entdeckten Forscher, dass die Ansammlung von Fruchtkörpern tatsächlich zu einem einzigen Pilz gehören.

Der gesamte Waldboden in allen Wäldern ist durchzogen mit einem riesigen Pilzmycel vieler Pilze, die mit den Wurzeln der Pflanzen verbunden sind. Es ist eine symbiotische Verbindung: Die Pilze bereiten Nährstoffe aus dem Boden für die Pflanzen auf und bekommen im Gegenzug Zucker von den Pflanzen, den sie nicht selbst herstellen können.

Wissenschaftler fanden heraus, dass dieser Austausch sich nicht nur auf Nährstoffe bezieht, sondern auch auf Information! Sie nennen es auch das WWW des Waldes: Wood Wide Web. Befällt einen Baum im Wald ein Schädling, wird die Information über diesen durch die Pilze in Windeseile im ganzen Wald verteilt, sodass sich andere Bäume frühzeitig schützen können!

Doch das ist längst nicht alles, was das Pilzreich für unsere Welt und unser Überleben leistet: Pilze sind Recycling-Spezialisten! Es gibt wahrscheinlich nichts, womit sie es nicht aufnehmen könnten. So wachsen auf dem Gelände des zerstörten Tschernobyl- Reaktors Pilze, die Radioaktivität in chemische Energie umwandeln. Und sie räumen sogar im Weltall auf: Auf Raumstationen finden sich verschiedene Pilze, die z.B. Gummidichtungen zersetzen. Ohne Pilze würden wir vermutlich in unserem Müll ersticken.

Und letztlich leisten sie natürlich auch einen wertvollen Beitrag zu unserer Gesundheit: ob als Speisepilz oder als Vital- bzw. Medizinalpilz. Gerade in der Corona-Zeit können sie unser Immunsystem stärken, da sie die meisten Mikronährstoffe enthalten, die dieses benötigt, wie z.B. Zink, Kupfer, Mangan, Selen, Molybdän sowie zahlreiche Mineralstoffe und Vitamin C.

Wenn Sie das nächste Mal einen Pilz am Wegrand sehen, denken Sie vielleicht einmal daran, was für einem wundersamen Wesen Sie gerade begegnen … vielleicht versuchen Sie auch mal das ein oder andere leckere Rezept, das über die Verwendung von Champignon und Co. hinausgeht – es gibt noch viel mehr leckere und äußerst gesunde Speisepilze … auch in der Region! Wer gezielt seine Gesundheit mit Vital- und Medizinalpilzen unterstützen möchte, sollte dies allerdings nicht ohne den Rat eines Arztes oder Heilpraktikers tun.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Herbst!

Foto: © Katy Weimer